Nachhören

„Alter Duft und schöne Stellen“ – Komponiertes Heimweh als musikalischer Fortschritt / Anlässlich des Todes von Dieter Schnebel am 20. Mai 2018

Mit dem Tod des 88-jährigen Dieter Schnebel am 20. Mai 2018 verliert die Neue Musik in Deutschland einen ihrer wichtigsten Protagonisten und Chronisten.

Von Stefan Fricke

Im Oeuvre des Komponisten und Musikwissenschaftlers Dieter Schnebel(1930-2018), der auch evangelischer Theologe war, ist Heimweh durchgängig präsent. In einem Gespräch sagte er einmal: „Ich mache eine etwas seltsame Erfahrung. In Kritiken wird ja Schnebel, der so in den sechziger Jahren Furore gemacht hat, ein bisschen reduziert auf diese damalige Zeit. Und gerade in diesen Stücken findet man überall so, wie soll ich sagen, leicht nostalgische Momente. Ich habe das vielleicht in den Stücken der ersten fünfzehn bis zwanzig Jahre meines Komponierens eher ein bisschen versteckt, und später habe ich dann diese Heimweh-Stellen, in denen ich mich auf Vorhandenes, auf große Tradition berufe, vielleicht deutlicher rausgelassen“.

In den letzten Monaten arbeitete Schnebel auch an einer Komposition für das hr-Sinfonieorchester, deren Sätze in unterschiedlichen Fertigkeitsstadien vorliegen, das Vorhaben wird aber nun Fragment bleiben. Die Skizzen zeigen indes, dass Nostalgisches auch hier zum Zuge gekommen wäre. Umso mehr lohnt es sich, diesen Aspekt, der bislang eher unbeachtet blieb, im Rückblick auf den bedeutenden Musiker und Menschen Dieter Schnebel ins Zentrum zu stellen. hr2-Redakteur Stefan Fricke geht diesen Spuren nach, die überdies wiederholt nach Frankfurt und zum Hessischen Rundfunk führen.

© HR 2, Konzertsaal, 24.5.2018

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert