„Alle Neune“ Beethoven in den Werken von Louis Andriessen, Wolfgang Mitterer, Luc Ferrari und Pierre Henry
Zum Ausklang des verhagelten Beethoven-Jubel-Jahres gibt’s nochmal alle Neune. Die Sinfonien waren und sind immer wieder Ausgangspunkt für allerlei Reflexionen, in denen die komponierenden Nachgeborenen dem übergroßen Vorbild huldigen – oder es vom Sockel stoßen.
Einige dieser „Remixer“ haben sich nicht eine, sondern gleich alle Neune vorgenommen. Auf engstem Raum wird das Kompendium der neun Sinfonien durch die Mangel gedreht von Louis Andriessen. In seinem Beitrag zum Beethovenjahr 1970 durchmisst er querbeet und fast forward die legendäre Neunerserie. Wolfgang Mitterer hat Themen aus allen Beethoven Sinfonien gesampelt, diese auf eine Stunde eingedampft und mit elektronischen Zutaten übermalt: Nine In One. Frei und hemmungslos setzt der Österreicher die Themen in neue Kontexte, nicht aus sportlichem Ehrgeiz, sondern um Abgenutztes neu erlebbar zu machen. Luc Ferrari kreuzt zwei Klassiker der Sinfonik: Beethovens Fünfte mit Strawinskys Feuervogel zu einem dreiminütigen Mischwesen namens Strathoven. Und Pierre Henry, der Vater der musique concrète, kreiert Beethovens fehlende „Zehnte“ als Remix schöner Stellen aus der Neuner-Serie durch Filter, hinzugefügte Frequenzen, Loops und Überlappungen.
Louis Andriessen: The Beethoven Symphonies für Orchester; Netherlands Radio Philharmonic Orchestra, Leitung: Lucas Vis
Wolfgang Mitterer: Nine In One; Haydn Orchester von Bozen und Trient, Leitung: Gustav Kuhn
Luc Ferrari: Strathoven für Tonband
Pierre Henry: Ausschnitt aus „La 10ème symphonie de Beethoven“ für Tonband
© WDR 3, Studio Neue Musik, 20.12.2020