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„Alfred Uhl und Hanns Jelinek“ Wiederentdeckung zweier bedeutender Komponisten Zeit-Ton Spurensuche.

In einer weiteren Folge der „Zeit-Ton Spurensuche“ werden die Komponisten Alfred Uhl und Hanns Jelinek gegenübergestellt. Beide waren nicht nur hervorragende Tonsetzer, die die zeitgenössische Musik unseres Landes jahrzehntelang prägten, sie waren darüber hinaus auch gefragte Lehrer, aus deren Werkstatt sehr viele österreichische Komponistinnen und Komponisten das Rüstzeug für ihre späteren durchaus vielgestaltigen Karrieren erhielten.

Von Hannes Heher

Hanns Jelinek, ein Schüler Alban Bergs, und somit Enkelschüler Arnold Schönbergs, gebührt das Verdienst, die Zwölftontechnik nach 1945 als Lehrfach an der damaligen Wiener Musikakademie installiert zu haben. Damit waren die Errungenschaften der Schönberg-Schule gleichsam das Pflichtprogramm für alle in Wien auszubildenden Komponistinnen und Komponisten.

In seinen eigenen Werken sah er sich zum einen als „seriöser“ Zwölfton-Komponist, der nicht weniger als sechs Symphonien, Kammermusik (darunter „Das Zwölftonwerk“ in verschiedenen Besetzungen), Klavierwerke, Lieder aber auch elektronische Musik hervorbrachte, zum andern waren ihm schon seit frühester Jugend die Unterhaltungsmusik, genannt sei hier als wichtigstes Beispiel seine große Operette „Bubi Caligula“, der Jazz oder Arbeiten für Film und Fernsehen wichtig.

Ähnlich wie Jelinek fühlte sich auch der nur wenige Jahre jüngere Alfred Uhl als Komponist in beiden Welten zu Hause. Der von Erik Werba mit dem Ehrentitel „österreichischer Musikant des 20. Jahrhunderts“ bezeichnete Meister konnte in jungen Jahren herausragende Erfolge als Filmmusikkomponist verbuchen, ehe er dann ab 1943 das Unterrichten als eine weitere Berufung erkannte. Zu seinen kompositorischen Hauptwerken zählen neben der Opera buffa „Der mysteriöse Herr X“ (nach einem Libretto von Theo Lingen) das große oratorische Musikdrama „Gilgamesch“ und nicht zuletzt seine heitere Kantate „Wer einsam ist, der hat es gut“.

Mit dieser Vertonung von Gedichten von Wilhelm Busch, Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz gelang ihm der zugleich zugänglichste und ungewöhnlichste abendfüllende Konzertsaal-Erfolg aller österreichischen Komponisten der 1960er Jahre.

Der Todestag Hanns Jelineks würde sich heuer zum 50. Mal jähren, der Geburtstag von Alfred Uhl zum 110. Mal. Auch das ein Grund für Zeit-Ton, gerade jetzt wieder auf sie aufmerksam zu machen.

© Ö1, Zeit-Ton, 8.7.2019

Playlist:

Komponist/Komponistin: Hanns Jelinek/1901 – 1969
Titel: „two blue o’s“ op.31 für Kammerensemble (PS01/5452/4_T)
* 1. organpoint 2.ostinato
Ausführender/Ausführende: Norbert Riccabona /Celesta
Ausführender/Ausführende: Reinhard Jaud /Cembalo
Ausführender/Ausführende: Elisabeth Zeller /Harfe
Ausführender/Ausführende: Josef Sorg /Kontrabaß
Ausführender/Ausführende: Dieter Köhler /Glockenspiel
Ausführender/Ausführende: Hansjörg Maringer /Vibraphon
Ausführender/Ausführende: Thomas Juen /Xylorimba
Ausführender/Ausführende: Alfred Aigner /Schlagzeug
Leitung: Erich Urbanner
Länge: 06:57 min
Label: edition modern/Materialgebühr

Komponist/Komponistin: Hanns Jelinek
Titel: Suite aus der Operette „Bubi Caligula“ (RM02/UK9230_H)
* Heitere Fuge – 2.Satz
Orchester: Großes Wiener Rundfunkorchester
Leitung: Hanns Jelinek
Länge: 02:18 min
Label: A-tempo

Komponist/Komponistin: Hanns Jelinek/1901 – 1969
Titel: Toccata funebre für Klavier (RM01/UK15575_H)
Solist/Solistin: Alexander Jenner /Klavier
Länge: 03:18 min
Label: Universal Edition

Komponist/Komponistin: Hanns Jelinek/1901 – 1969
Album: ORF EDITION ZEITTON: NEUE MUSIK AUS ÖSTERREICH VOL.2
* Etude. Prestissimo – 4.Satz (00:04:41)
Titel: Symphonia brevis op.16 für Orchester
Orchester: Radio Symphonieorchester Wien
Leitung: Gottfried Rabl
Länge: 04:40 min
Label: ORF CD 173 (2 CD)

Komponist/Komponistin: Alfred Uhl/1909-1992
Titel: Introduktion und Variationen über eine Melodie aus dem 16. Jahrhundert (1947/48) „Es geht eine dunkle Wolk‘ herein“, für Streichorchester (PS06/MA9016/1)
Leitung: Heinz Karl Gruber
Orchester: die reihe
Länge: 12:00 min
Label: Universal Edition/Materialgebühr

Komponist/Komponistin: Alfred Uhl/1909 – 1992
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Wilhelm Busch/1832 – 1908
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Christian Morgenstern/1871 – 1914
Textdichter/Textdichterin, Textquelle: Joachim Ringelnatz/1883 – 1934
Titel: WER EINSAM IST, DER HAT ES GUT – Heitere Kantate für Soli, Chor und Orchester nach Gedichten von Wilhelm Busch, Christian Morgenstern und Joachim Ringelnatz
* 25. / Nr.23 Das Perlhuhn (Chr. Morgenstern) / Chor a cappella (00:44)
Textanfang: Das Perlhuhn zählt. Was zählt es wohl, das gute Tier…
Solist/Solistin: Gabriele Fontana /Sopran
Solist/Solistin: Jörg Dürmüller /Tenor
Solist/Solistin: Andreas Scheibner /Bariton
Chor: WDR Rundfunkchor Köln
Orchester: WDR Rundfunkorchester Köln
Leitung: Anton Marik
Länge: 00:40 min
Label: Capriccio 60120

Komponist/Komponistin: Alfred Uhl/1909 – 1992
Titel: GILGAMESCH – Oratorisches Musikdrama / Dichtung der Sumerer, nach der Textfassung von Franzis Jordan zur Vertonung eingerichtet von A.Uhl und Andreas Liess / 2.Teil (PS01/HM11414_H)
Solist/Solistin: Gabriele Lechner /Sopran
Solist/Solistin: Gabriele Sima /Sopran
Solist/Solistin: Volker Horn /Tenor
Solist/Solistin: Peter Jelosits /Tenor
Solist/Solistin: Gottfried Hornik /Baß
Solist/Solistin: Reid Bunger /Baß
Solist/Solistin: Wolfgang Capek /Orgel
Solist/Solistin: Ernst Meister /Sprecher
Solist/Solistin: Bernhard Bauer /Geist
Chor: Wiener Sängerknaben
Choreinstudierung: Uwe Christian Harrer
Chor: Singverein der Gesellschaft der Musikfreunde Wien
Choreinstudierung: Helmuth Froschauer
Orchester: Radio Symphonieorchester Wien
Leitung: Milan Horvat
Länge: 16:02 min
Label: Doblinger/Materialgebühr

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