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„Wer hat, dem wird gegeben“ Rituale der staatlichen Kulturproduktion – Ein Pamphlet von Michael Hirsch und Martin Zeyn

Deutschland ist eine Kulturnation, vor allem dank zahlreicher staatlicher Institutionen und Förderprogramme. Aber auch hier muss gespart werden.

Und so hat sich mitten in jene Einrichtungen des Guten, Schönen und Wahren etwas ausgebreitet, das durchaus als neoliberaler Wolf im salonkommunistischen Schafspelz bezeichnet werden kann. Denn gerade im Kunstbetrieb ist Ausbeutung an der Tagesordnung. In Los Angeles erhielt Marina Abramoviæ für eine Performance über 50.000 Dollar, bezahlte den Mitwirkenden aber gerade mal den Mindestlohn. Auch an den Universitäten sieht es nicht besser aus: Mittlerweile sind fast 90% der an Universitäten Lehrenden befristet und prekär beschäftigt.
Es ist ja für eine gute Sache. Es hilft deiner Karriere. Es nützt uns beiden – das sind die Floskeln, mit denen Kulturschaffende abgespeist werden. Aber wer über 40 ist, muss nicht seine Karriere, sondern sein Leben finanzieren. Es ist an der Zeit einzugestehen, dass wir unser vielseitiges Kulturleben damit erkaufen, Tausende nur temporär oder unter Mindestlohn zu beschäftigen.

Low Budget ist Programm

Eigentlich sollten soziale Rechte und kollektive Vereinbarungen vor Ausbeutung und Selbstausbeutung schützen. Aber gerade im Kulturbetrieb sind zweifelhafte Entlohnungspraktiken an der Tagesordnung.
Die Kassen sind leer, die kreativen Köpfe voll mit spannenden, neuen, diskursiven Projekten, die sich in Lebensläufen junger, aufstrebender Künstler gut machen. Da holt sich ein gut subventioniertes Stadttheater mit Kost und Logis entlohnte, hoch qualifizierte Spezialisten für die Verwirklichung eines Prestigeprojektes und erklärt die Ungleichheit zwischen den Akteuren zum Inhalt des Projektes.

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© Bayern 2, Nachtstudio, 21.2.2017

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