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„Qualtingers schwarze Lieder im Caféhaus“ Im Reich des larmoyanten Schreckens Von Harry Lachner

Der Charme der Stadt Wien beruht nicht zuletzt auf der inszenierten und gelebten Atmosphäre des Morbiden, der Allgegenwart von Verfall und Tod. Hier herrscht eine bemerkenswerte Allianz von Spießertum und Todesfaszination, zu der die Ruinen einer prunkenden Metropole des Fin de Siècle das Bühnenbild liefern.

Von Harry Lachner

Wien wirkt immer wie die Kulisse zu einem Weltuntergangs-Szenario, bei dem sich das Gemütliche und das Grauenhafte zu einem Totentanz im 3/4 Takt vereinen. „In keiner Stadt der Welt ist das Begrabene lebendiger, die Verwesung anheimelnder“, schrieb Anton Kuh. Er sprach von Prag. Aber dieses Charakteristikum scheint für Wien wesentlich zutreffender zu sein. Von Mördern, Kannibalen und Wahnsinnigen erzählen die „Schwarzen Lieder“, die der Schauspieler und Kabarettist Helmut Qualtinger in den 60er-Jahren aufnahm; auf das Erbaulichste schildert er hier und in seinen „Moritaten“ die grauenvollsten Verbrechen – im Tonfall zwischen Wahnsinn und Biederkeit. So wienerisch wie das Kaffeehaus eben.

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© SWR 2, Musikpassagen, 25.3.2018

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