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„Jenseits von Tradition und Avantgarde“ Eine Erinnerung an den Saxofonisten Arthur Blythe Von Harry Lachner

In ihrem Drang nach Superlativen erklärte die Jazz-Publizistik der beginnenden achtziger Jahre Arthur Blythe zum legitimen Nachfolger von Charlie Parker gehandelt.

Von Harry Lachner

Dieses Missverständnis hatte Gründe: Blythes Technik war schlicht brillant, und sein Ton bestach durch eine außergewöhnliche Strahlkraft und Präsenz. Aber nicht dies allein ließ ihn zu einer der interessantesten Figuren der Jazz-Szene werden. Es war die Zweiteilung seiner Ästhetik, die ihn von den Musikern der Jazz-Szene jener Zeit unterschied. Mit seiner „akustischen“ Band positionierte er sich ganz in der Jazz-Tradition. Parallel dazu suchte er mit seinem elektrischen Ensemble nach neuen, freien Spielformen diesseits und jenseits von freier Improvisation, Funk und Blues. Ihm schien es leicht zu fallen, eine strenge musikalische Form mit einem Höchstmaß an Ausdrucksvielfalt zu füllen, den Gegensatz zwischen schneidender Schärfe im Ton und großer Wärme zu überbrücken. Blythes Musik führte einleuchtend vor, wie sich Traditionsverbundenheit mit Innovation, Komplexität mit Zugänglichkeit verbinden lässt. Sein Schaffen fand bald nach der Jahrtausendwende aufgrund einer Erkrankung an Parkinson ein Ende. Arthur Blythe starb am 27. März 2017 im Alter von 76 Jahren.


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© WDR 3, Jazz & World, 19.1.2018

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