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Hörspiel „WW1“ Von Dom Bouffard

Gut hundert Jahre nach Beginn des Ersten Weltkriegs nähert sich der Londoner Komponist und Musiker Dom Bouffard diesem Thema auf ganz eigene Weise.

 

Angeregt durch Lyrik dieser Zeit so verschiedener Autoren wie D. H. Lawrence, Alfred Lichtenstein, Appollinaire, Rilke, John McCrae u.a. entwirft er unterschiedliche musikalisch-akustische Tableaux, in denen diese Gedichte entweder ganz eingebettet sind oder nur partiell und sehr bruchstückhaft zitiert oder angedeutet werden. Der gänzlich neue, industrielle Charakter dieses „Großen Kriegs“ manifestiert sich in einem alles durchdringenden tiefen Dröhnen und rhythmisierten, massenhaften Marschieren, um in ein lautmalerisches sinnloses dadaistisches Geratter zu münden. Die stillen lyrischen Passagen evozieren menschenlose Landschaften, die einem postkriegsähnlichen Zustand ebenso ähneln, wie in ihnen zugleich auch schon die Möglichkeit neuen Lebens eingeschrieben ist. So lokalisieren die Texte zum einen den historischen Moment, zum anderen künden sie von einer sehr fernen, fast schon vergangenen Zeit. Zur Ursendung schrieb die Medienkorrespondenz: „Während Bouffard die lyrischen Texte nach dadaistischer Methode zerschnipselt, ohne die Wortgrenzen zu verletzten, durchmisst die Musik den Klangraum zwischen elegisch-untermalenden Klängen und maschinenhaft dröhnenden Crescendi. Am Ende kommt das Hörspiel wieder bei seinem Beginn an, bei einer Wörtercollage aus blauen, roten, goldenen Sonnen und blutendem, schweigendem Eisen. Bouffards Radiostück hat seinen Gegenstand einmal umkreist, um wieder bei sich anzukommen.“

WW1 von Dom Bouffard

Mit Caspar Huth, Alli & Luka MacInnes, Maren Eggert, Dejan Bućin, Nadja El, Kevin Cormack und Frédéric Baillod.

Komposition & Realisation: Dom Bouffard

hr 2015

Dominic Bouffard, 1971 in London geborener, Komponist und Musiker, war zwischen 1997 und 2003 Gitarrist von „Sona Fariq“ und später „Queen Adreena“. Während seiner Zeit in Berlin arbeitete er bei verschiedenen Projekten Robert Wilsons mit Rufus Wainwright und Lou Reed zusammen. Für die vom Onassis-Cultural-Centre in Athen produzierte moderne Tanztheater-Performance „Recalculate“ von Marianna Kavallieratos steuerte er die Musik bei. Er komponierte auch die Musik zu Wilsons erstem Hörspiel „Monsters of Grace II“ sowie zu seinem „Hanging-Voom-Portrait“ von Lady Gaga. Sänger und Gitarrist von „Emperors of Rome“. „WW1“ ist seine erste Radioarbeit. Lebt in London.

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