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Hörspiel „Die Befreiung des Prometheus“ Von Heiner Goebbels

Als Heiner Müller, der international wohl renommierteste deutsche Dramatiker seit Bertolt Brecht, am 30. Dezember 1995 im Alter von 66 Jahren starb, endete ein Stück deutsch-deutscher Nackriegsgeschichte auf dem Schauplatz Literatur.

Müller, im Westen wie im Osten mit den bedeutendsten Literaturpreisen ausgezeichnet (1985 Büchner-Preis wie DDR-Nationalpreis), diente der Gegensatz beider Systeme als Stoff, aber auch die deutsche Geschichte von Krieg und Vernichtung, die zur Gründung der DDR führte. Heiner Müller im Radio – lautet der Beitrag des hr-Hörspiels zum Radio-Kultursommer ’96.

Vorgestellt werden nicht nur Müllers Originalhörspiele für den DDR-Rundfunk oder bedeutende Hörspielfassungen seiner Theater- und Prosatexte, sondern auch die durch Müller-Texte angeregten Hörstücke des 1952 in Neustadt/Weinstraße geboren und in Frankfurt am Main lebenden Musikers und Komponisten Heiner Goebbels. „Die Befreiung des Prometheus“ ist ein Prosatext, den Heiner Müller wie einen erratischen Block in sein Theaterstück ZEMENT von 1973 hineingesetzt hat.

Heiner Goebbels versucht, sich diesem Text mit selbständigen musikalischen Mitteln zu nähern, die gleichberechtigt neben dem Text rangieren (Songformen, Collagen, Schnitte, Rückblenden). Dazu assoziierte Goebbels Texte aus anderen Stücken Müllers. Herausgearbeitet wir dabei der Doppelcharakter des Prometheus: Feuerräuber und Helfer der Menschen zugleich aber privilegierter Gast am Tisch der Götter.

Goebbels‘ vielfach ausgezeichnete Produktion ist mittlerweile zum „modernen Hörspielklassiker“ geworden (Hörspielpreis der Kriegsblinden 1985; Prix Italia 1986).

„Die Befreiung des Prometheus“ Von Heiner Goebbels

Mit Otto Sander, Heiner Müller, Walter Raffeiner u. a.

Komposition, Realisation und Regie: Heiner Goebbels

hr/SWF 1984

© HR 2, Hörspiel, 17.4.2018

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