Radiotipps

Hörfunktipps KW 29 Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur und DRadio Wissen

Hoerfunktipps KW 29

Montag, 18. Juli 2016

Musikszene • 20:10 – 21:00 Uhr • Deutschlandfunk
Wagnisse, Spielereien, Experimente
Musik des 20. Jahrhunderts quer zum Fortschrittsbegriff
Von Hanno Ehrler
Der Fortschrittsgedanke ist der Motor der meisten Geschehnisse im 20. Jahrhundert, auch in Kunst und Musik. Ihm folgten eine Reihe von Komponisten wie Arnold Schönberg oder Karlheinz Stockhausen, und auch die Musikgeschichtsschreibung orientiert sich an solchen Werken – zu Unrecht. Denn es gibt vieles gleichermaßen Wichtiges und Spannendes. Die Musik des 20. Jahrhunderts war eine Epoche, in der frei und fantasievoll und sehr unterschiedlich mit der klingenden Materie gespielt wurde. Komponisten wie Erik Satie, Charles Ives oder Luc Ferrari schufen je ganz eigenwillige musikalische Universen, und die Pop-, Rock- und Technomusik setzte musikalisch und ökonomisch höchst erfolgreich, dem klassischen Komponieren etwas ganz anderes entgegen.

Länderreport • 13:30 – 14:00 Uhr • Deutschlandradio Kultur
Hafenstadt mit Meerblick?
Freiburg!
Der Rheingraben sorgt dafür
Von Uschi Götz
Europa bricht entzwei – politisch (bekannt), geologisch (interessant). Ein Riss geht durch Europa, der Rheingraben markiert ihn. In ein paar (Millionen) Jahren wird Freiburg eine Hafenstadt sein, riesige Kreuzfahrtschiffe befahren dann nicht einen Fluss, sondern ein Meer. Das EU-Parlament kann nicht mehr in Straßburg tagen, weil es am Meeresgrund liegt. Das Bundesverfassungsgericht muss sich andernorts ansiedeln, Karlsruhe ist ebenfalls Land unter gegangen. Und Heidelberg? Dort erforschen sie dieser Tage die Ursachen, wissen also Bescheid über das, was auf sie zukommt. Ach ja, München könnte sich in ein Bergdorf verwandeln. Tolle Aussicht, nicht wahr?!

Zeitfragen. Feature • 19:30 – 20:00 Uhr • Deutschlandradio Kultur
Der Jungfrauenwahn
Junge Muslime und die sexuelle Selbstbestimmung in Deutschland
Von Güner Balci
Was bedeutet es, muslimisch zu sein und in einer freien Gesellschaft zu leben? Wie verträgt sich die Herkunftskultur der Eltern mit den eigenen Wünschen in der Liebe und in der Partnerschaft? Im Islam ist Sex außerhalb der Ehe verboten. Viele muslimische Familien erziehen Ihre Kinder in dieser Tradition. Immer wieder gibt es Fälle von sogenannten Ehrenmorden, weil eine Frau sich nicht züchtig verhalten, ihre Jungfräulichkeit vor der Ehe verloren hat. Die Selbstbestimmung, besonders die sexuelle, ist für junge Muslime immer wieder ein Kampf gegen tradierte Wertvorstellungen der Eltern. Die Protagonisten des Features leben diesen Spagat, zwischen dem Wunsch nach einem freien Leben, in dem sie selbst über ihren Körper entscheiden, und zwischen den Anforderungen einer muslimischen Gemeinschaft, die von ihnen fordert, sich an die strengen Moralvorschriften, die auch religiös verankert sind, zu halten. Dieser ständige Konflikt, mal stärker, mal schwächer ausgeprägt, ist Alltag für viele junge Menschen. Der Psychotherapeut Halis Cicek kennt dieses Dilemma zu gut. Täglich hat er verzweifelte türkische und kurdische Männer und Frauen in seiner Praxis, sein Fazit: »Erst wenn dieser Jungfräulichkeitswahn ein Ende hat, können Muslime in einer freien Gesellschaft ankommen.«

Dienstag, 19. Juli 2016

Hörspiel • 20:10 – 21:00 Uhr • Deutschlandfunk
musaeum tradescantianum
Von Ulrich Bassenge
Komposition und Regie: der Autor
Mit Matthew Rouse
Solisten: Xizhi Nie, Wolfgang Roth, Georg Karger, Roman Bunka, Wolfgang M. Neumann
WDR 2013/41′
Ulrich Bassenge legt die musikalische Qualität eines Kuriositätenkatalogs aus dem 17. Jahrhundert frei. 1629 öffnete der Botaniker und Weltreisende John Tradescant der Ältere sein Londoner Kuriositätenkabinett für die Allgemeinheit. Eine nie gekannte Exotikbegeisterung setzte ein, sicher auch befördert vom berühmten Katalog ›The Tradescant Collection‹. Der bestand im Wesentlichen aus einer unkommentierten Liste von Kuriosa, die sich Lesern des 17. Jahrhunderts zunächst nur klanglich erschloss, bis sie die Sammlung besuchten, in der ungeahnte Dinge wie ein ›umbrella‹ auf sie warteten. Und welcher Brite hätte gewusst, dass Ai, Ignavus, Sloath Namen des dort ausgestellten Faultiers sind? Auch Maummenark, Meyney, Billingbing, Banana bedeuten potenzielle Literatur, ja Lyrik. ›musaeum tradescantianum‹ nimmt sich dieser geheimnisvollen Wortschätze an, geht ihrem Klang nach, spürt ihre Musik auf.

Konzert • 20:03 – 21:30 Uhr • Deutschlandradio Kultur
Konzerthaus Freiburg
Aufzeichnung vom 17.7.16
Finale mit Überraschungsprogramm
SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg
Experimentalstudio des SWR
Leitung: François-Xavier Roth
Liederhalle Stuttgart, Beethovensaal, Aufzeichnung vom 24.6.16
Detlev Glanert
›Frenesia‹ für Orchester
Sergej Prokofjew
Auszüge aus der Ballettmusik ›Romeo und Julia‹
Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR
Leitung: Stéphane Denève
Das Beste zum Schluss? Das letzte Konzert des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg soll zu einem funkelnden Finale werden. Und auch das RSO Stuttgart des SWR gibt seine letzten Konzerte in alter Formation.

Mittwoch, 20. Juli 2016

Querköpfe • 21:05 – 22:00 Uhr • Deutschlandfunk
Kabarett, Comedy & schräge Lieder
Und sie reden doch!
Politische Kabarettistinnen in Deutschland
Von Anja Buchmann
Ja, es gibt sie. Auch wenn es die sogenannten Mixed Shows und TV-Kabarettsendungen mit Quotenfrau nur bedingt vermuten lassen: politische Kabarettistinnen. »Ist das Politik oder kann das weg?«, fragt die Kölner Künstlerin Anny Hartmann in ihrem aktuellen Programm und schießt verbal gegen Beitragsbemessungsgrenze, TTIP und Rassismus. Ihre Kollegin Simone Solga hat lange politische Jahre in der Leipziger Pfeffermühle und der Münchner Lach- und Schießgesellschaft intus und agiert seit 2005 als ›die Kanzlersouffleuse‹, die gestandene Kabarettistin Anka Zink ›zinkt‹ in ihrem Programm derzeit extrem positiv und vor allem verstärkt politisch. Auch Barbara Ruscher wettert nicht nur gegen Dinkelstangen-Ökoeltern, sondern auch gegen FIFA-Korruptionsaffäre, Verkehrs- und Umweltpolitik. Und dann gibt es da natürlich noch Gerburg Jahnke, die die weibliche Kabarettszene seit Jahren zusammenbringt und -hält. Sie alle und noch einige mehr kommen in den ›Querköpfen‹ zu Wort. Die Sendung leitet thematisch die Sommerreihe ›Querulantinnen!‹ in den ›Querköpfen‹ ein. Darin hören Sie vom 27. Juli bis 31. August 2016 Mitschnitte aktueller Programme deutscher Kabarettistinnen.

Hörspiel • 21:30 – 22:30 Uhr • Deutschlandradio Kultur
Lichtbogen
Von Irmgard Maenner
Regie: Judith Lorentz
Mit Lisa Hrdina, Felix von Manteuffel, Erik Hansen, Ulrike Bliefert, Britta Steffenhagen, Moritz Grove und Lynn Femme
Ton: Martin Eichberg
DKultur 2014/54’22
Rosa wohnt jetzt in diesem vornehmen Viertel. Die Umzugskisten stehen unausgepackt da, ihren Job bei der Agentur ist sie los und schwanger ist sie auch. Ab und zu kommt eine SMS von Anton, der irgendwo auf der Welt Prozesse kontrolliert. Damen aus der Kohl’schen Ära und Männer in Limousinen kreuzen Rosas Weg. Hört sie da was? Rasenmäher, Plätschern vom Pool, Flipflops. Wie über einen Lichtbogen springen Stimmen in ihren Kopf. Sie sprechen von Bomben, und von einem Luftschiff über dem Ozean. Und dann hat Rosa auf einmal einen Grund zu rennen.

Donnerstag, 21. Juli 2016

Marktplatz • 10:10 – 11:30 Uhr • Deutschlandfunk
Begleiten, dolmetschen, spenden: Flüchtlingshilfe praktisch
Am Mikrofon: Sarah Zerback
Rund 1,2 Millionen Flüchtlinge sind seit 2013 nach Deutschland gekommen. Ihnen das Ankommen und das Bleiben zu erleichtern, ist eine humanitäre und organisatorische Herausforderung, der sich viele Profis und viele unbezahlte Freiwillige stellen. Aus dem theoretischen »Wir schaffen das« ist ein ganz praktisches »Wir machen das« geworden. Viele positive Erfahrungen wurden gemacht, auch manche Enttäuschung hat sich eingestellt. Wo und wie können Freiwillige besonders gut helfen? Wie lässt sich Wohnraum oder ein Ausbildungs- oder Arbeitsplatz organisieren? Wie wichtig ist die Hilfe als Übersetzer oder die Begleitung beim Weg durch den Behördendschungel? Hat es mehr Sinn, Kleidung oder Geld zu spenden? Wo kann ich als normaler Bürger aktiv Integration unterstützen? Und wo sollten lieber Profis ran? Sarah Zerback diskutiert Ihre und unsere Fragen dazu im ›Marktplatz‹ mit Expertinnen und Experten.
Hörertel.: 00800.4464 4464
marktplatz@deutschlandfunk.de

Zeitfragen. Feature • 19:30 – 20:00 Uhr • Deutschlandradio Kultur
Einsamkeit – Was geschieht, wenn das soziale Netz reißt?
Die Erforschung eines lange vernachlässigten Gefühls
Von Susanne Billig und Petra Geist
Fünf Prozent der Deutschen und 20 Prozent der Amerikaner bezeichnen sich als einsam, dennoch ist die Einsamkeit bislang wenig erforscht. Soziale Wesen möchten sich verbinden, doch demografischer Wandel, kleinere Familien, Single-Haushalte, brüchige Freundschaftsnetze und erzwungene Flexibilität machen die Einsamkeit zu einer zunehmenden Bedrohung. Sind Menschen in bestimmten Phasen ihres Lebens oder mit bestimmten Persönlichkeitsstrukturen besonders anfällig, oder kann Einsamkeit jeden treffen? Hat die schmerzhafte Vereinzelung auch handfeste gesundheitliche Folgen? Welche Wege führen aus der Isolation? Darüber reden Soziologen, Kinder- und Gesundheitspsychologen sowie Menschen, die offen darüber sprechen, wie sie selbst Zeiten der Einsamkeit erlebten und was sie daraus lernen konnten.

Freitag, 22. Juli 2016

On Stage • 21:15 – 22:00 Uhr • Deutschlandfunk
Roots-Rock mit Soulpower-stimme die Alabama Shakes
Aufnahme vom 8.7.15 beim Lucca Summer Festival (Italien)
Am Mikrofon: Michael Frank
Die Alabama Shakes klingen, als ob tiefer Südstaaten-Soul und unprätentiöse Rockmusik endlich wieder zueinander gefunden hätten. Nach zwei immens erfolgreichen Alben, vier Grammys und weltweiten Tourneen sind die vier Musiker, die sich zum Teil seit der High School kennen, zu Weltstars geworden. Doch jedes ihre Konzerte spielen sie weiterhin, als wäre es ihr erstes. Ihr wilder, energetischer Südstaatenrock fesselt immer wieder. Das hängt vor allem mit der Präsenz und Stimme von Sängerin Brittany Howard zusammen.

Kakadu. Entdeckertag • 15:05 – 15:30 Uhr • Deutschlandradio Kultur
Klassenzimmer im Grünen
Schulgärten in Stadt und Land
Von Regina Voss
Moderation: Patricia Pantel
Auf einem grauen Schulhof, mitten in der Großstadt Berlin, wächst eine Oase: der Schulgarten der Fanny-Hensel-Grundschule. Jede Grundschulklasse hat hier ein Beet, die Obstbäume und Sträucher gehören allen. Auch für die Vögel gibt es Platz und Bienenstöcke sind in Planung. In Schwerin, 200 Kilometer nördlich, hat eine Waldorfschule ein idyllisches Grundstück am See in einen Schulgarten verwandelt. Hier wird das ganze Jahr über angebaut, gegossen, Unkraut gezupft und die Ernte in Saft und Brot verwandelt. Was kein Lehrbuch vermitteln kann, ist in Schulgärten mit allen Sinnen zu erfahren: die Wunder und Launen der Natur, die ökologischen Zusammenhänge, Gärtnerglück und nicht zuletzt Kenntnisse über unsere Ernährung. Denn wer einmal eine Kartoffel selbst gepflanzt, gepflegt und geerntet hat, weiß, wie lange es vom kleinen Keimling bis in den Kochtopf dauert. Aber er wird auch belohnt: Der Geschmack der eigenen Ernte ist einfach besser und das Gärtner-Know-how bleibt tief – nicht nur im Kopf – verankert.

Samstag, 23. Juli 2016

Gesichter Europas • 11:05 – 12:00 Uhr • Deutschlandfunk
Die gemalte Weltmacht
Zu Besuch bei den Königen des Trickfilms in Tschechien
Mit Reportagen von Kilian Kirchgessner
Am Mikrofon: Norbert Weber
Die Trickfilme aus Prag sind seit Jahrzehnten Exportschlager. Prominentestes Beispiel ist der kleine Maulwurf. Dabei waren die animierten Streifen für die Filmemacher ursprünglich eine Fluchtmöglichkeit, denn hier schlug die kommunistische Zensur nicht zu, weil es ja vermeintlich nur Kinderkram war. So schufen sie sich mit gemalten Figuren und Puppen eine Insel, auf der vor allem Non-Konformisten lebten. Das riesige staatliche Trickfilm-Studio ist mittlerweile abgewickelt, aber in Tschechien blüht das Genre nach wie vor: Fast ein Dutzend Hochschulen im Land bildet Animateure aus, von denen einer gerade erst mit seinem Film ins Hauptprogramm von Cannes vorgedrungen ist. Ein Besuch bei den Veteranen der Branche und bei den jungen Wilden – und die Suche nach den Rezepten, mit denen die Filmemacher von heute an die kommerziellen Erfolge ihrer Vorgänger anknüpfen.

Feature • 18:05 – 19:00 Uhr • Deutschlandradio Kultur
Wer nicht zahlt, der trinkt nicht
Warum in Brasilien das Wasser knapp wird
Von Andreas Weiser
DKultur/WDR 2016/ca. 54′
(Ursendung)
Brasilien galt bislang als eines der wasserreichsten Länder der Welt. Ca. 70 Prozent seiner Stromversorgung bezieht es aus Wasserkraft. Doch 2014 und 2015 erlebte das Land dramatische Dürreperioden im bis dato so fruchtbaren Südosten des Landes. Dem bevölkerungsreichen ökonomischen Zentrum Brasiliens drohte das Wasser auszugehen. Wo liegen die Ursachen und wie kommt es, dass die Verantwortlichen so träge reagieren?

Sonntag, 24. Juli 2016

Rock et cetera • 15:05 – 16:00 Uhr • Deutschlandfunk
Poet und Hochgeschwindigkeitsrapper
Der Hamburger Hip-Hopper Samy Deluxe
Mit seiner Band Dynamite Deluxe machte er 1997 die ersten Gehversuche als Rapper, um dann als Samy Deluxe eine erfolgreiche Solokarriere zu starten: Der Sohn eines sudanesischen Vaters und einer deutschen Mutter gehört mit Jan Delay zu den Gründern der Hamburger Hip-Hop-Szene. Mit ›Berühmte letzte Worte‹ ist Ende April ein neues Album von Samy Deluxe erschienen. Mal egoman, mal emotional, mal aggressiv, doch immer mit seiner ganz eigenen zynischen Ironie. Samy Deluxe liebt das Spiel mit Worten.

Hörspiel • 18:30 – 20:00 Uhr • Deutschlandradio Kultur
Kunststücke
Das Haar der Berenike/La chevelure de Bérénice
Von Claude Simon
Übersetzung: Eva Moldenhauer
Zweisprachige Bearbeitung und Realisation: Klaus Schöning
Komposition: Nadja Schöning
Mit Fanny Ardant, Corinna Kirchhoff, Chris Pichler, Ingo Hülsmann
Ton: Lutz Pahl, Pascal Besnard
DKultur 2010/67’04
Claude Simon verfasste, angeregt von 23 Bildern von Joan Miró, einen imaginativen Text aus 69 poetischen Miniaturen, zusammen veröffentlicht 1966 in der Kunstmappe ›Femme‹. Wie in einer Folge von Momentaufnahmen beschreiben die Texte, aus wechselnden Perspektiven und Distanzen beobachtet, Szenen am Strand, am Hafen, im trostlosen Bordell.

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