Radiotipps

Hörfunktipps KW 24 für den Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova

Montag, 12. Juni 2017

Musik-Panorama • 21.05 – 22.50 Uhr • Deutschlandfunk

Neue Produktionen aus dem Deutschlandfunk Kammermusiksaal

Berliner Opernvirtuosität neu entdeckt

Arien von Johann Heinrich Graun in Weltersteinspielungen

Julia Lezhneva, Sopran

Concerto Köln

Leitung: Mikhail Antonenko

Bekanntlich hatte der Preußenkönig Friedrich II. ein besonderes Faible für die Musik, und so brachte er nach seiner Thronbesteigung 1740 eine ganze Reihe hervorragender Musiker mit nach Berlin. Zum Kapellmeister ernannte er Carl Heinrich Graun und schickte ihn gleich erst einmal nach Italien, um dort Sängerinnen und Sänger für die neue Hofoper einzukaufen. Die italienische Oper stand Mitte des 18. Jahrhunderts hoch im Kurs in Berlin, und Graun lieferte dazu etliche beeindruckende Beiträge. Jetzt hat Julia Lezhneva die alten Manuskripte gesichtet. Zusammen mit Concerto Köln hat sie im Deutschlandfunk Kammermusiksaal elf eindrucksvolle Sopran-Arien aus Grauns Opern aufgenommen, zehn davon als Weltersteinspielung.

Zeitfragen. Feature • 19.30 – 20.00 Uhr • Deutschlandfunk Kultur

Sex, Lügen und Selbstbestimmung

Erotik im Alter

Von Katrin Albinus

Sexualität und Begehren kennen kein Alter. Das wird allerdings von der Gesellschaft meist verleugnet. Wünschen sich Ehepaare, die in einem Altenheim leben, Raum und Zeit für Intimität, treffen sie häufig auf Widerstände. Alleinstehende Menschen äußern ihr Bedürfnis vielleicht dadurch, dass sie sich am Pflegepersonal vergreifen. Doch wird die Sehnsucht nach Intimität im Alter respektiert, kann das Bedürfnis positiv beantwortet werden – zum Beispiel durch einen Sexualassistenten. Die Grünen fordern daher Sex auf Rezept für Pflegebedürftige. Die Autorin stellt u.a. die Hamburger Agentur Nessita vor, die erotische Dienstleistungen für ältere und eingeschränkte Menschen vermittelt.

 

Kriminalhörspiel • 21.30 – 22.30 Uhr • Deutschlandfunk Kultur

Literatur letal

Von Carla Spies und Thomas Doktor

Regie: Klaus-Michael Klingsporn

DKultur 2007/54’29

Nach der Eröffnungsparty des Klagenfurter Literaturwettbewerbs ist Winfried Brachfeld tot. “Der wichtigste Verleger Deutschlands in einer Pfütze auf dem Boden eines Bootes ertrunken?” Während die österreichische Bundespolizei im Dunkeln tappt, begibt sich Detektiv Viktor Berger, der selbst auf der Party war, mit einem Anfangsverdacht in die Lesungen. Im Literaturbetrieb versammeln sich Eitelkeiten und Todfeindschaften. Gibt es den Mord zum Buch?

 

Dienstag, 13. Juni 2017

Das Feature • 19.15 – 20.00 Uhr • Deutschlandfunk

Diese Wunde Sizilien

Drei Frauen und ihre Insel

Von Heike Brunkhorst und Roman Herzog

DLF/ORF 2016

Sizilien: Himmel und Hölle zugleich. Für viele Bewohnerinnen ist das Lebensgefühl durch eine Hassliebe geprägt: Letizia Battaglia (*1935) fotografiert seit Jahrzehnten die Opfer der Mafia. Emma Dante (*1967) macht weltweit gefeiertes, groteskes Theater, im sizilianischen Dialekt. Und Veronica D’Agostino (*1987) spielt sizilianische Rebellinnen. Drei Frauen, drei Generationen, ein Gefühl: eine Ambivalenz zu ihrer Heimat Sizilien. Sie alle wollen versuchen, eine andere Realität der Insel zum Vorschein zu bringen, eine Realität, die die tiefen Wunden Siziliens zeigt und die Schönheit neben der Brutalität entdeckt.

Alte Musik • 22.00 – 22.30 Uhr • Deutschlandfunk Kultur

Vom Telemannischen Geschmacke

Von Helga Heyder-Späth

„Wenn man aus verschiedener Völker ihrem Geschmacke in der Musik, mit gehöriger Beurtheilung, das Beste zu wählen weis: so fließt daraus ein vermischter Geschmack.” Mit diesen Worten beschreibt 1752 Johann Joachim Quantz, der Flötenlehrer des Preußenkönigs Friedrichs II., jenen typisch deutschen Stil, in dem italienische Virtuosität, französische Eleganz und ein gesundes Maß an Kontrapunktik miteinander verschmelzen. Im Kreis der Bach-Familie sprach man da lieber gleich vom Telemannischen Geschmacke, denn wie kein Zweiter hat Georg Philipp Telemann diesen Stil geprägt und mit unerschöpflichem Esprit immer wieder neu beleuchtet. Vor 250 Jahren, im Juni 1767, starb Telemann mit 86 Jahren. Die Sendung wirft einen Blick auf einen der vielseitigsten Komponisten des 18. Jahrhunderts.

 

Mittwoch, 14. Juni 2017

Spielweisen • 22.05 – 22.50 Uhr • Deutschlandfunk

Wortspiel – Das Musik-Gespräch

Der Pianist Lars Vogt über Ludwig van Beethovens
1. Klavierkonzert C-Dur, op. 15

Beethoven war Anfang 20, als er von Bonn nach Wien übersiedelte. Die Hauptstadt der Musik wollte er sich erobern – als Pianist. So komponierte er auch sein Klavierkonzert in C-Dur, op. 15 für den eigenen Gebrauch als Klaviervirtuose. Zwar greift er die von Mozart geschaffene Form des anspruchsvollen Klavierkonzerts auf, reichert sie aber zugleich mit einem eigenen kraftvollen Tonfall seiner frühen Wiener Zeit an. Er wollte nicht nur pianistisch, sondern auch kompositorisch beeindrucken und überraschen. Im Gespräch mit dem Pianisten Lars Vogt am Klavier und der von ihm geleiteten und dirigierten Royal Northern Sinfonia (Newcastle, GB) analysiert Christoph Schmitz die Komposition, angereichert mit zahlreichen Klangbeispielen.

Kakadu. Musiktag • 15.05 – 15.30 Uhr • Deutschlandfunk Kultur

Trommelfellalarm!

Was den Hörnerv nervt

Von Rüdiger Bischoff

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO ist jeder neunte Mensch mit Gehörschädigung ein Kind. Doch wann melden die Ohren eigentlich Trommelfellalarm? Zu laute und lange Musik mit dem Kopfhörer? In der Kinderdisko neben dem Lautsprecher gestanden? Prof. Gerald Fleischer aus Gießen sagt: „Am allergefährlichsten sind Explosivlaute und Knalle für unsere Ohren und, kaum zu glauben, völlige Stille, wie bei den Hirten im chinesischen Hochgebirge.“ „Außerdem sind unsere Ohren intelligenter, als man denkt”, sagt der Hörforscher.

 

Donnerstag, 15. Juni 2017

JazzFacts • 21.05 – 22.00 Uhr • Deutschlandfunk

Das Nordlicht, das Klavier und ich

Ein Porträt des Schweizer Pianisten Yannick Délez

Von Karl Lippegaus

Yannick Délez ist ein Jazzpianist aus der Schweiz. Als Zehnjähriger brachte er sich das Klavierspiel zunächst selbst bei; mit 23 Jahren wurde er professioneller Jazzmusiker. Ein Hauptgewicht seiner Arbeit liegt auf dem unbegleiteten Solospiel, zudem ist er Mitglied von Piano Seven, einem Ensemble aus sieben Pianisten. Nach seinem zweiten Soloalbum ‚Boréales‘ (Nordlichter) von 2010 folgt jetzt eine weitere Veröffentlichung des Pianisten, die bei Konzerten im Kammermusiksaal des Beethoven-Hauses in Bonn in Zusammenarbeit mit dem Deutschlandfunk aufgenommen wurde – ein Doppelalbum mit dem Titel ‚Live/Monotypes‘.

Historische Aufnahmen • 22.05 – 22.50 Uhr • Deutschlandfunk

Belcanto und virtuoses Feuer

Der Geiger Aldo Ferraresi (1902–1978)

Von Norbert Hornig

Man nannte ihn den „Gigli der Violine“, dennoch ist der Name Aldo Ferraresi heute kaum mehr ein Begriff. Ferraresi, 1902 in Ferrara geboren, gehörte zu den bedeutendsten italienischen Geigern des 20. Jahrhunderts. Auf Empfehlung von Jan Kubelik studierte er noch bei Eugène Ysaÿe, der ihn als einen seiner besten Schüler bezeichnete. Ferraresi profilierte sich als Konzertmeister, Kammermusiker und Solist. Er konzertierte in vielen Ländern Europas, in Russland und den USA mit namhaften Dirigenten. Erst jetzt wird das diskografische Vermächtnis des Geigers wiederentdeckt.

 

Freitag, 16. Juni 2017

On Stage • 21.05 – 22.00 Uhr • Deutschlandfunk

„Launisch und schwankend sind die Frauen“

Die britische Musikerin Laura Marling

Am Mikrofon: Thekla Jahn

Laura Marling verbindet Folk und Pop auf reizvolle Weise, beleuchtet sie aus immer neuen Perspektiven, mal in Richtung Rock, mal in Richtung Jazz. Die Britin, die Klavier, Bass und Gitarre spielt, ist als Sängerin ebenso vielseitig. Sie orientiert sich an Joni Mitchell, sucht aber auch interpretatorische Freiheit. Ihr aktuelles Album ‚Semper Femina‘ ist ein launiges Konzeptalbum über Kunst und Weiblichkeit, das sie nach einem Vergil-Spruch benannt hat: „Launisch und schwankend sind die Frauen“.

Zeitfragen. Literatur • 19.30 – 20.00 Uhr • Deutschlandfunk Kultur

Holocaust is over?

Die Enkel von Shoah-Überlebenden über jüdische Identität heute

Von Ralph Gerstenberg

Jetzt spricht die sogenannte dritte Generation nach dem Holocaust: Die Zahl der autobiografisch gefärbten Romane und Erfahrungsberichte von jenen, die in den 80er-Jahren geboren wurden, nimmt zu. Mirna Funk, Deborah Feldman, Dimitrij Kapitelman und viele andere setzen sich in ihren Büchern sehr unterschiedlich mit ihrer Identität auseinander. „Holocaust is over” hieß es zwar schon vor Jahren – doch stellten sie fest, dass die Gesellschaft noch immer besonders auf ihre jüdischen Wurzeln reagiert: mit Festschreibungen, Ausgrenzungen, Vereinnahmungen. Wie verhalten sie sich dazu? Was bedeutet es für sie, jüdisch zu sein? Wie sehr beschäftigt sie das Schicksal ihrer Großelterngeneration? Und letztlich: Was für Geschichten haben sie zu erzählen?

 

Samstag, 17. Juni 2017

Atelier neuer Musik • 22.05 – 22.50 Uhr • Deutschlandfunk

„Ich fühlte wie Skrjabin“

Juan Allende-Blin traf Iwan Wyschnegradsky

Von Georg Beck

Fotografien dokumentieren den Charakterkopf: hohe Denkerstirn, zurückgekämmte Haare, der ganze Künstlerernst in kargen Gesichtszügen. Dazu diese Augen, die in die Ferne gehen. Iwan Wyschnegradsky, geboren 1893 im zaristischen Russland, Skrjabinist der ersten Stunde, begeistert von den Hammerschlägen der Revolution, bis er deren Erstarrung ausweicht nach Paris. Dort entsteht der Hauptteil seines visionären Werkes, das sich um Farben, um Vierteltöne dreht, um die Synthese der Elemente der Künste. 1978, im Jahr der Erstaufführung des 1916/17 entstandenen Orchesterwerkes ‚la journée de l’existence‘, trifft Juan Allende-Blin ihn in dessen Pariser Wohnung.

Lange Nacht • 0.05 – 3.00 Uhr • Deutschlandfunk Kultur

Alles ist eitel, außer dem schönen Trug

Eine Lange Nacht über den skeptischen Romantiker Giacomo Leopardi

Von Rüdiger Achenbach

1798 wurde Graf Giacomo Leopardi in der kleinen italienischen Provinzstadt Recanati geboren. Er ist ein Dichter und Denker an der Schwelle von Aufklärung und Romantik. In seiner Jugend flieht er vor den ersten Anzeichen einer heimtückischen Krankheit in ein rastloses Studium. Schon bald beginnt sein geistiger Feldzug gegen das zweckrationale Fortschrittsdenken der Moderne. Leopardis Korrektiv ist die Fantasie, mit deren Hilfe er die Ästhetik mit den existenziellen Fragen der Menschen verbindet. Für ihn gehören Poesie und Philosophie zusammen. Doch der Querdenker macht sich in den literarischen Salons auch viele Feinde. Als er mit 38 Jahren in Neapel stirbt, entwickelt sich sein Tod zu einem rätselhaften Kriminalfall.

Die ‚Lange Nacht‘ wird ab 23.05 Uhr auch im Deutschlandfunk gesendet.

 

Sonntag, 18. Juni 2017

Rock et cetera • 15.05 – 16.00 Uhr • Deutschlandfunk

„I’d love to turn you on“

50 Jahre ‚Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band‘ der Beatles

Von Tim Schauen

Vor 50 Jahren veröffentlichten The Beatles ihr achtes Studioalbum. Nachdem sie zuvor die Popmusik erfunden und die Beatlemania entfacht hatten, mit den Alben ‚Rubber Soul‘ (1965) und ‚Revolver‘ (1966) neue musikalische Ausdrucksweisen fanden, brachen sie im Juni 1967 erneut alle Rekorde. Das Album ‚Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band‘ gilt als eines der ersten Konzeptalben. Vom rockigen Titeltrack über LSD-affine, spacige Trips in ‚Lucy In The Sky With Diamonds‘ bis zum 40-köpfigen BBC-Orchester im Song ‚A Day In The Life‘, für dessen Schluss alle Musiker ihre Instrumente vom tiefsten bis zum höchsten Ton ausreizen sollten – und dem markant ausklingenden E-Dur-Akkord: Das Album ist und bleibt ein Monument.

Musikfeuilleton • 22.00 – 22.30 Uhr • Deutschlandfunk Kultur

Eine Faust gegen den Antisemitismus

Bronislaw Huberman, Geigenvirtuose und Gründer des Palestine Symphony Orchestra

Von Kira Alvarez

Der polnisch-jüdische Geigenvirtuose Bronislaw Huberman (1882–1947) war ein Aktivist der paneuropäischen Bewegung und ein vehementer früher Kritiker des Naziregimes. Er half vielen deutsch-jüdischen Musikern, aus Nazi-Deutschland zu fliehen, und gründete 1936 das Palestine Symphony Orchestra, das heutige Israel Philharmonic Orchestra. Hubermans Leben war geprägt von Musik und Politik – und er verband diese scheinbaren Gegensätze auf kunstvolle Weise.

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