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„Ewig hoffend – ewig liebend“ Lange Nacht über Götz Friedrich

Der 1930 in Naumburg an der Saale geborene Götz Friedrich war einer der leidenschaftlichsten Musiktheaterregisseure.

 

Von Barbara Giese

Er liebte die Jazzmusik und wurde Opernregisseur. Als Bürgerlicher in der DDR durfte er nicht Jura wie sein Vater studieren, sondern Theaterwissenschaften. Er wollte bei Bertolt Brecht im Schauspiel hospitieren, kam aber zu dem Erneuerer des Musiktheaters, Walter Felsenstein an die Komische Oper in Ostberlin.

Mit seinen eigenständigen Denkansätzen in der Oper war er so erfolgreich, dass Wolfgang Wagner den DDR-Regisseur 1972 für die Inszenierung des „Tannhäuser“ nach Bayreuth einlud. Bei der Premiere kam es zu einem Eklat. Das vermeintlich sozialistisch geprägte Regiekonzept wurde ausgebuht, von anderen Zuschauern bejubelt.

Im November des gleichen Jahres nutzte Götz Friedrich ein Gastspiel in Schweden, um dem Übervater Felsenstein und der DDR zu entfliehen und arbeitete fortan in Hamburg und im westlichen Ausland. Als Republikflüchtling durfte er nicht einmal die Transitstrecke benutzen. 1981 wurde er Generalintendant und Chefregisseur der Deutschen Oper Berlin.

Der Fall der Mauer brachte ihm neben der Freude über die Wiedervereinigung aufreibende Diskussionen über die Finanzierung und Organisation der drei Opernhäuser der Stadt. Im letzten Jahr seiner Opernintendanz 2000 inszenierte er die Menotti-Oper „Amahl und die nächtlichen Besucher“. Wenige Tage nach der Premiere starb er.

Fantasie, Understatement, Hartnäckigkeit und Witz auf der Suche nach der Wahrheit waren bis zu seinem Tod kennzeichnend für ihn.

© Deutschlandfunk, Lange Nacht, 11.11.2017

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